8.9.12 Kischi im Onegasee

Samstag (das ist hier grade so was von egal!)
Russland. Unendliche Weiten. Wir schreiben das Jahr 2012. Raumschiff En.... äh, sorry: die MS Ivan Bunin ist unterwegs mit Käptn. Ravjuran  und 100 Mann Besatzung bei ca. 200 Passagieren, um die Landschaft zwischen St. Petersburg und Moskau zu entdecken....
Und heute Morgen brauchen wir wieder das Vogelgezwitscher zum Wecken; beim Kuckuck schafft es einer, aufzustehen, dann ist es genug. Draußen ist es noch fast dunkel und wir haben gehalten, fahren aber bald weiter. Vermutlich war er zu früh, und die Fahrt durch die Landschaft ist ja wichtig für uns. Sieht aus wie in Schwedens Schären mit viel Wald. Draußen sind Holzhäuschen und kleinere Ansiedlungen, hier und da mal. Ein Kirchelchen auf einer anderen Insel, viele Bäume. Ich hätte nicht gedacht, dass hier so viele Leute wohnen. Die meiste Zeit im Jahr werden sie sich per Schlitten fortbewegen, weil alles zugefroren ist. Und Masten gibt es überall, für Handy und Telefon.
Hinter unserem Vorhang und draußen ist es frisch... Heute wird alles angezogen, was da ist. Wir haben ca. 8° und weder Nebel noch Regen, was will man mehr!
Wollte mal nach vorne rausgucken ohne mich groß einzupacken, aber die Panoramabar ist noch abgeschlossen. Also TV-Bild und Fenster nutzen.
Frühstück ist von 6:15 bis 7:45, wo wir uns zum „Ausflug“ draußen in den Gruppen versammeln sollen. Ankommen sollen wir um 7:30.


Das Frühstück haben wir kurz gehalten.
Bei der Führung war unsere Gruppe die letzte. Ich war etwas angenervt, dass man in der Herde bleiben muss. Jedenfalls erst mal so lange, bis man hinter dem Eintrittshäuschen ist. Während wir den langen Marsch zum Eingang machten (so etwa 5 Minuten), kamen die Viktoria und Peter angefahren und legten an der Bunin an.
Wir blieben dann doch bei der ausgiebigen Führung durch das Gelände, die Erklärungen sind mir ja schon wichtig.
Kishi ist eine Insel im nördlichen Onegasee, 6 km lang und bis 1 km breit. Das Freilichtmuseum ist am südlichen Zipfel. Die Gebäude sind UNESCO Welterbe. Die große Kirche, die Verklärungskathedrale, ist 37 m hoch und hat 22 Kuppeln aus silbrig glänzendem Espenholz. Die Schindeln müssen regelmäßig ausgetauscht werden. Gebaut ohne Messgeräte, ohne Nägel (außer zur Befestigung der Schindeln) und Metall, nur mit Äxten, weil man dadurch merkt, was man macht (wie soll ich das beschreiben? Eine Maschine hätte nicht das Gefühl dafür).


Wir waren in der kleinen Kirche mit den 9 Kuppeln drin, die Maria-Schutz-Kirche, die beheizbar ist und dadurch ganzjährig in Betrieb.
in der Maria-Schutz-Kirche, unter den Kuppeln vom Bild oben drüber
Im Bauernhaus dahinter gab es genaue Erklärungen zur Lebensweise der früheren Bewohner der Gegend, ich habe spontan eine Kette gekauft, die aus viiiiel Arbeit besteht, ziemlich direkt an der Produktionsstätte, also bei der Frau, die sie bastelt, für 900 Rubel, sind ca. 22,50 €. Später: Im Souvenirshop vorne am Anleger wollten sie dafür 1700 Rub = über 42,-, und sie hatte nicht so einen guten Verschluss!


Am Ende der Insel haben wir uns ein Stück von der Gruppe abgesetzt (war immer noch genervt vom Herdentrieb) und sind noch weiter Richtung Ende, wo noch zwei Häuser standen und sonst nichts als Stille war. Man konnte hören, wie das Schilf ganz leise raschelt. Einfach nur Stille. Bis man ein Glockenspiel hörte – die Gruppe hatte inzwischen Erklärungen über die Michaelskapelle bekommen, und der Glockenspieler hat ihnen CDs angeboten.





Als der Rundgang beendet war, hatten wir „eine halbe Stunde Zeit“. Dabei muss man berücksichtigen, dass noch 10 Minuten Rückweg anstanden, für langsame Leute eher 15 Min. Schnell durch alle Shops durch, Postkarte, Pin-Ersatz, Holzuntersetzer, -Dose, zurück aufs Schiff.


Zum Ablegen mussten uns die beiden anderen Schiffe raus lassen, die dann wieder anlegten. Die Viktoria kam aber bald hinter uns her, sie war den ganzen Tag in Sichtweite.

Karelien. Klingt schon nach Weite, Bäumen, frischen Temperaturen, Rentieren, .... die woanders waren. Wie Ludwig schrieb: man sieht kaum Tiere. Das ist wirklich seltsam, da ist doch fast nichts als Natur.
Wir genießen die Landschaft. Die ist bald mal wieder nur Wasser, wir überqueren den Onegasee nach Süden. In der Zeit gibt es ein Gespräch über Russland heute, während dem ich aber immer wieder hinten aufs Pooldeck rausschlüpfe, um Fotos zu machen, die Farben und die Wolken sind doch zu schön. Dabei wird man ziemlich durchgekühlt, also wieder rein und weiter zuhören. Ist interessant.
Nach dem Mittagessen schlägt die Müdigkeit zu, aber es bleibt nur ein knappes Stündchen, denn um 14:40 haben wir einen Termin beim Kapitän, 20 Min. Brückenführung. Er erklärt kurz, Anna übersetzt, man darf fragen und hat sich drüber gefreut.
Ich fühlte mich beobachtet, weil wir alle fotografiert und gefilmt wurden, aber es war nur für die Reise-DVD.

Ab 3 Uhr hielten wir uns bei einem Russischen Kaffee in der Panoramabar auf. Irgendwann war der Onegasee zu Ende und wir fuhren in den Wolga-Baltik-Kanal ein. Leider ist es draußen zu kühl. Die Russische Teestunde haben wir ausfallen lassen, die Kellnerinnen sollen in russischen Trachten bedient haben; außerdem gab es als Angebot: Vortrag: Wer war Ivan Bunin (ein Schriftsteller mit Nobelpreis) und Malen Sie eine Matrjoschka (auf ein Blatt, abends durfte jeder abstimmen, welche die Schönste war). 
Wir haben uns nochmals wetterfest gemacht und sind einigen Leuten beim Walk-a-mile auf Deck 3 gefolgt, mit „Nachsitzen“, weil wir erst später eingestiegen sind. Eine Runde sind ca. 200 m.
Währenddessen näherten wir uns der Schleuse von Wytegra.
Ab 18 Uhr wurden wir mit einem anderen Schiff zusammen geschleust, deshalb dauerte es länger. Gelegentlich schauerte es mal. Daheim sollen 29° sein. Schön, dass wir hier sind J. Nach einem Nachmittag Hochseefeeling gabs jetzt wieder viele Bäume zu sehen. Es sieht aus wie Alaska Inside Passage. Es riecht nach Holz. Mehrere Holztransporter haben wir schon gesehen, auch andere Frachtschiffe, vermutlich mit Gas.
Abendessen war um 19 Uhr. Wie immer lecker und einheimisch, mit viel Dill, Kartoffel-Schwein-überbacken im Töpfchen; diesmal nur drei Gänge, da es mittags schon vier gab. Trotzdem pappsatt.
In der Zeit waren wir schon in der zweiten Schleuse (19:20), hier kommen sechs am Stück, wo wir insgesamt 80 Meter angehoben wurden. Während Schleuse 3 und 4 saßen wir mit unseren Damen in der Panoramabar nett zusammen, bei Schleuse 5 sind wir ins Bett. Programm war heute Abend „Russische Romanzen - Lieder fürs Herz“, darauf hatten wir keine Lust.

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