12.9.12 Moskau nachmittags

Wir fahren auf dem Moskau-Kanal, gebaut in den Dreißiger-Jahren. Zwei Schleusen haben wir verschlafen. Beim Aufwachen fühlt es sich so an, als wenn wir aus einer rausfahren. Ich gucke mal hinter Vorhang und erwarte Wald und Wasser... uups, da ist Mauer. Es war erst die Nr. 3. Hoch sind sie jetzt nicht mehr, man sieht das obere Ende, jede hebt uns nur um 8 Meter.
Zweimal hat es etwas gewackelt, wir sind angestoßen, es hat gekracht und hin und her geschaukelt. Ob der Kapitän seinen ersten Kaffee noch nicht hatte?

Als wir oben sind, hört man eine Straße. Nö, dazu muss man nicht aufstehen.
Wir frühstückten bei Schleuse 4, noch alleine bis 8:45 (heute war Ausschlaftag). Um 9 Uhr erreichten wir bei Sonne schon Schleuse 5. Hier dauerte es etwas länger, weil die Ryblev wieder mit uns rein musste, und das musste genau passen.

Draußen gesonnt bis wir in der 6. und letzten Schleuse ankamen. Wir sind schon wieder in der Zivilisation. Rechts ist eine Bahnlinie und Straßenlärm (richtig schade). Der Lärm stört, aber es war trotzdem schön, vorne zu sitzen. Es wird städtischer, man sieht Yachten, große Häuser, ein Ort am anderen, Flugzeuge in Richtung eines Flughafens. Sonne!!


Angebote heute Vormittag: Russland im 20. Jahrhundert, zweiter Teil des Vortrags über Russland heute, ab 1917, und ein Quiz: Kennen Sie Russland?
Bordrechnung: Zwischen den beiden großen Städten kann man die Getränke anschreiben lassen, es muss am Morgen vor der Ankunft in Moskau bezahlt werden. Das tut man am besten mit Euros, dann hat man keine Rechnerei wegen mehr oder noch mehr... Mit Kreditkarte ist es ein Hin- und Her-Rechnen zwischen Euro und Rubel. Zwischen 11 und 12:30 Uhr müssen alle die Bordrechnung bezahlen. Alle Kopien wurden zusammengerechnet und geheftet, und auf dem vordersten stand mit Rotstift der Gesamtbetrag, alles ohne Technik und bewährt. Ab jetzt muss wieder bar bezahlt werden, in Euro oder Rubel.
Um 12:30 Uhr gibt’s Essen, Resteverwertung (trotzdem lecker). Ankunft ist schon um 14:15 Uhr zu den Klängen von Dschingis Khan, Moskau, Moskau, la lala lala lala, hohohoho hej! Viele Schiffe auf einmal.

Der nördliche Flussbahnhof hat ein beeindruckendes Gebäude. Dahinter ist ein Park. Aber wir legen nicht direkt dort an, sondern am weitesten entfernten Anleger. Es gibt insgesamt 16 Anleger. Vorne an der Hauptstraße, Leningradskij Prospekt oder Chaussee, ist eine riesige Baustelle.

Heute Mittag ist Kremlbesichtigung dran, die Abfahrt ist um 14:45 Uhr. Drei Busse fahren, nur unserer nicht. Rechts geht die Lüftung nicht und eine Reiseleiterin fehlt. Es ist heiß, ich will jetzt los.....!

Wir fahren dann doch bald, im normalen Moskauer Stau, ca. 40 Minuten bis zum Kreml. Dort werden wir rausgelassen und dürfen noch 15 Minuten im Park rumlaufen, weil unsere Eintrittskarten für 15:45 ausgestellt sind.


Die Besichtigung war auch wieder zack-zack. Zeit bleibt nicht. Viele Erklärungen. Wir sind auch keine einfache Gruppe, wir haben viele „Fremdgänger“, die sich absondern, um Fotos zu machen. Unser Gehwagen-Opa schafft es ganz prima, mitzuhalten. Und: man darf nicht neben einem Zebrastreifen laufen, dann ertönt sofort eine Trillerpfeife und man wird zur Ordnung gerufen!





Kreml heißt übrigens Festung. Die Mauer ist schon erstaunlich. Früher war das Flussufer noch tiefer, da war die Mauer noch wesentlich höher als heute.  Wir waren in der ältesten Kirche drin, mit tollen Ikonen und Malerei. Es gab einen Thron für den Zaren und einen für seine Frau. Rundgang, wo Frau Merkel von Herrn Putin empfangen wird (in dem gelben großen Gebäude am Fluss), Glocke, Kanone. Nur Präsident Putin hat hier seinen Arbeitsplatz, Russlands Ministerpräsident nicht. Es gibt noch einen Sowjetbau auf dem Gelände, deshalb sind nur die Kirchen Weltkulturerbe, aber nicht der ganze Kreml. Diese Halle ist eine viel benutzte Konzerthalle für 6000 Personen.



Um 17:30 waren wir wieder draußen und danach im Stau unterwegs zurück zum Schiff. „Stalinarchitektur“ – sind die großen Gebäude mit den Verzierungen und z.T. Balkonen. Danach wurde die Bauweise platter und langweiliger.

Moskau hat über 12 Mio Einwohner, 1,5 Mio Pendler. 3,5 Mio. Moskauer Autos. Nummernschilder: 197 ist Moskau, 150 und 190 sind Moskauer Gebiet.

Ausfahrt nach Norden: Stau auf 10-spuriger Straße; die Gegenspur hat auch noch 4-5.
Ich gucke Häuser, Axel guckt Autos. Und stellt schon nach kurzer Zeit unterwegs fest, dass hier Fahrzeuge in Mengen unterwegs sind, die man zuhause nur selten mal sieht. Und von allem die größten. Die bei uns 100 000 Euro kosten, kosten hier das Doppelte, dafür gibt’s die vierfache Menge.

Fahrgemeinschaften sind übrigens total uncool. Russen zeigen gerne, was sie haben, und es ist nicht in, mit der Metro zur Arbeit zu fahren, sondern mit dem Auto, und jeder für sich. Deshalb die Staus. Die Parksituation muss bis vor kurzem ebenfalls unmöglich gewesen sein, aber vor wenigen Monaten haben sie neue Strafen verhängt und man sieht nur noch selten jemand ganz blöd parken.
So, und nach dem Abendessen bemerkten wir unseren Fehler dieser Reise. Wir hatten drüber nachgedacht, ob wir den fakultativen Ausflug mitmachen (für den man sich bis letzten Sonntag Morgen angemeldet haben musste, weil sie die Teilnehmer melden müssen), wollten dann aber wie in St. Pe. alleine was machen und uns in der Gegend umsehen. Das sah jetzt schlecht aus. Von unserem Schiff aus war noch nicht mal ein Durchgang am Wasser entlang zu den anderen Schiffen und zum tollen Gebäude möglich, da war ein Zaun!, es war ein dunkler Park zwischen Wasser und Hauptstraße; es gab drüben nichts, was interessant gewesen wäre, nur lauten Verkehr.

Und außerdem war der Ausflug super, jeder außer uns hat teilgenommen, es war schönes Wetter und sehr beeindruckend. Wurde uns erzählt. Ich musste dann betonen: wir haben das zusammen entschieden, denn darüber könnte man sich echt ärgern. Man sollte auf keine Reiseberichte oder Bewertungen oder Meinungen hören, also: lest besser nicht so was wie das hier....

So gingen wir nach dem Abendessen (war um 19 Uhr) gleich los, bevor es dunkel wurde, vor gelaufen bis zu einem Gebäude, ein Hotel von hinten. Da war eine Treppe, die probierten wir aus, sie führte durch ein Türchen über einen unbefestigten Platz direkt hinten am Hotel herum über einen Matschweg in den Park. Hier waren viele Leute unterwegs, Frauen mit Kindern und Leute, die ihren Hund ausführten. Das sah nicht sehr gefährlich aus. Ein Spielplatz ist dort auch. Trotzdem ist es da stockdunkel, wenn es dunkel ist. Wir gingen zu den Schiffen, zum Gebäude, das auch schon bessere Tage erlebt hat, und nicht viel weiter, denn es dämmerte ordentlich. Zurück sahen wir Jugendliche, die nah am Wasser neben dem Hotel durch eine Tür im Zaun gingen. Wir probierten es dann auch, aber da war nur eine Leuchtdiode und die Tür bewegte sich nicht. Ein Bauarbeiter am Haus machte uns klar, dass da geschlossen wäre. Ja, das sehen wir! Aber wie haben die Jugendlichen das Ding aufgekriegt? Ich glaube, da war jemand, der ihnen geöffnet hat.... Wir durften dann wieder rund um das Hotel herum laufen. Auf dessen Parkplatz war auch eine beeindruckende Menge an „großen“ Fahrzeugen; groß im Sinne von teuer.

Wir fanden den Weg zurück über die Treppe. Dort stand jemand von Bord mit Frau und Kind im Buggy (wir hatten zwei kleine Kinder an Bord, die irgendwie zu jemand von der Besatzung gehörten), die nahmen denselben Weg wie wir hinter dem Hotel.

Im Schiff ist es sehr stickig und laut und wir fühlen uns total überflüssig. Viele fremde Gesichter sieht man. Das Personal aus dem Untergrund? Oder Besuch vom anderen Schiff?

Nebenan liegt die Anton Tschechov, da kann man bis hinten ans Ende, bei uns ist auf Deck 4 und 5 hinten nicht möglich bzw. gesperrt. Sie haben drüben einen überdachten Pool auf Deck 4, und ganz hinten kann man draußen sitzen. Sehr gepflegt, damit würde ich auch gerne fahren.
Noch ein Bier und ein Wein vorne, es sind tatsächlich noch ein paar Japaner da, dann gings in die Kabine. Einen Gästefragebogen gab es auch schon.

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