Wir fahren auf dem Moskau-Kanal, gebaut in den
Dreißiger-Jahren. Zwei Schleusen haben wir verschlafen. Beim Aufwachen fühlt es
sich so an, als wenn wir aus einer rausfahren. Ich gucke mal hinter Vorhang und
erwarte Wald und Wasser... uups, da ist Mauer. Es war erst die Nr. 3. Hoch sind
sie jetzt nicht mehr, man sieht das obere Ende, jede hebt uns nur um 8 Meter.
Zweimal hat es etwas gewackelt, wir sind angestoßen, es hat
gekracht und hin und her geschaukelt. Ob der Kapitän seinen ersten Kaffee noch
nicht hatte?
Als wir oben sind, hört man eine Straße. Nö, dazu muss man
nicht aufstehen.
Wir frühstückten bei Schleuse 4, noch alleine bis 8:45
(heute war Ausschlaftag). Um 9 Uhr erreichten wir bei Sonne schon Schleuse 5.
Hier dauerte es etwas länger, weil die Ryblev wieder mit uns rein musste, und
das musste genau passen.
Draußen gesonnt bis wir in der 6. und letzten Schleuse ankamen. Wir sind schon wieder in der Zivilisation. Rechts ist eine Bahnlinie und Straßenlärm (richtig schade). Der Lärm stört, aber es war trotzdem schön, vorne zu sitzen. Es wird städtischer, man sieht Yachten, große Häuser, ein Ort am anderen, Flugzeuge in Richtung eines Flughafens. Sonne!!
Angebote heute Vormittag: Russland im 20. Jahrhundert,
zweiter Teil des Vortrags über Russland heute, ab 1917, und ein Quiz: Kennen
Sie Russland?
Bordrechnung: Zwischen den beiden großen Städten kann man
die Getränke anschreiben lassen, es muss am Morgen vor der Ankunft in Moskau
bezahlt werden. Das tut man am besten mit Euros, dann hat man keine Rechnerei
wegen mehr oder noch mehr... Mit Kreditkarte ist es ein Hin- und Her-Rechnen
zwischen Euro und Rubel. Zwischen 11 und 12:30 Uhr müssen alle die Bordrechnung
bezahlen. Alle Kopien wurden zusammengerechnet und geheftet, und auf dem
vordersten stand mit Rotstift der Gesamtbetrag, alles ohne Technik und bewährt.
Ab jetzt muss wieder bar bezahlt werden, in Euro oder Rubel.
Um 12:30 Uhr gibt’s Essen, Resteverwertung (trotzdem
lecker). Ankunft ist schon um 14:15 Uhr zu den Klängen von Dschingis Khan,
Moskau, Moskau, la lala lala lala, hohohoho hej! Viele Schiffe auf einmal.
Der nördliche Flussbahnhof hat ein beeindruckendes Gebäude. Dahinter ist ein Park. Aber wir legen nicht direkt dort an, sondern am weitesten entfernten Anleger. Es gibt insgesamt 16 Anleger. Vorne an der Hauptstraße, Leningradskij Prospekt oder Chaussee, ist eine riesige Baustelle.
Heute Mittag ist Kremlbesichtigung dran, die Abfahrt ist um 14:45 Uhr. Drei Busse fahren, nur unserer nicht. Rechts geht die Lüftung nicht und eine Reiseleiterin fehlt. Es ist heiß, ich will jetzt los.....!
Wir fahren dann doch bald, im normalen Moskauer Stau, ca. 40
Minuten bis zum Kreml. Dort werden wir rausgelassen und dürfen noch 15 Minuten
im Park rumlaufen, weil unsere Eintrittskarten für 15:45 ausgestellt sind.
Die Besichtigung war auch wieder zack-zack. Zeit bleibt
nicht. Viele Erklärungen. Wir sind auch keine einfache Gruppe, wir haben viele
„Fremdgänger“, die sich absondern, um Fotos zu machen. Unser Gehwagen-Opa
schafft es ganz prima, mitzuhalten. Und: man darf nicht neben einem
Zebrastreifen laufen, dann ertönt sofort eine Trillerpfeife und man wird zur
Ordnung gerufen!
Kreml heißt übrigens Festung. Die Mauer ist schon
erstaunlich. Früher war das Flussufer noch tiefer, da war die Mauer noch
wesentlich höher als heute. Wir waren
in der ältesten Kirche drin, mit tollen Ikonen und Malerei. Es gab einen Thron
für den Zaren und einen für seine Frau. Rundgang, wo Frau Merkel von Herrn Putin
empfangen wird (in dem gelben großen Gebäude am Fluss), Glocke, Kanone. Nur
Präsident Putin hat hier seinen Arbeitsplatz, Russlands Ministerpräsident
nicht. Es gibt noch einen Sowjetbau auf dem Gelände, deshalb sind nur die
Kirchen Weltkulturerbe, aber nicht der ganze Kreml. Diese Halle ist eine viel
benutzte Konzerthalle für 6000 Personen.
Um 17:30 waren wir wieder draußen und danach im Stau
unterwegs zurück zum Schiff. „Stalinarchitektur“ – sind die großen Gebäude mit
den Verzierungen und z.T. Balkonen. Danach wurde die Bauweise platter und
langweiliger.
Moskau hat über 12 Mio Einwohner, 1,5 Mio Pendler. 3,5 Mio.
Moskauer Autos. Nummernschilder: 197 ist Moskau, 150 und 190 sind Moskauer
Gebiet.
Ausfahrt nach Norden: Stau auf 10-spuriger Straße; die
Gegenspur hat auch noch 4-5.
Ich gucke Häuser, Axel guckt Autos. Und stellt schon nach
kurzer Zeit unterwegs fest, dass hier Fahrzeuge in Mengen unterwegs sind, die
man zuhause nur selten mal sieht. Und von allem die größten. Die bei uns 100
000 Euro kosten, kosten hier das Doppelte, dafür gibt’s die vierfache Menge.
Fahrgemeinschaften sind übrigens total uncool. Russen zeigen
gerne, was sie haben, und es ist nicht in, mit der Metro zur Arbeit zu fahren,
sondern mit dem Auto, und jeder für sich. Deshalb die Staus. Die Parksituation
muss bis vor kurzem ebenfalls unmöglich gewesen sein, aber vor wenigen Monaten
haben sie neue Strafen verhängt und man sieht nur noch selten jemand ganz blöd
parken.
So, und nach dem Abendessen bemerkten wir unseren Fehler
dieser Reise. Wir hatten drüber nachgedacht, ob wir den fakultativen Ausflug
mitmachen (für den man sich bis letzten Sonntag Morgen angemeldet haben musste,
weil sie die Teilnehmer melden müssen), wollten dann aber wie in St. Pe.
alleine was machen und uns in der Gegend umsehen. Das sah jetzt schlecht aus.
Von unserem Schiff aus war noch nicht mal ein Durchgang am Wasser entlang zu
den anderen Schiffen und zum tollen Gebäude möglich, da war ein Zaun!, es war
ein dunkler Park zwischen Wasser und Hauptstraße; es gab drüben nichts, was
interessant gewesen wäre, nur lauten Verkehr.
Und außerdem war der Ausflug super, jeder außer uns hat
teilgenommen, es war schönes Wetter und sehr beeindruckend. Wurde uns erzählt.
Ich musste dann betonen: wir haben das zusammen entschieden, denn darüber
könnte man sich echt ärgern. Man sollte auf keine Reiseberichte oder
Bewertungen oder Meinungen hören, also: lest besser nicht so was wie das
hier....
So gingen wir nach dem Abendessen (war um 19 Uhr) gleich los, bevor es dunkel wurde, vor gelaufen bis zu einem Gebäude, ein Hotel von hinten. Da war eine Treppe, die probierten wir aus, sie führte durch ein Türchen über einen unbefestigten Platz direkt hinten am Hotel herum über einen Matschweg in den Park. Hier waren viele Leute unterwegs, Frauen mit Kindern und Leute, die ihren Hund ausführten. Das sah nicht sehr gefährlich aus. Ein Spielplatz ist dort auch. Trotzdem ist es da stockdunkel, wenn es dunkel ist. Wir gingen zu den Schiffen, zum Gebäude, das auch schon bessere Tage erlebt hat, und nicht viel weiter, denn es dämmerte ordentlich. Zurück sahen wir Jugendliche, die nah am Wasser neben dem Hotel durch eine Tür im Zaun gingen. Wir probierten es dann auch, aber da war nur eine Leuchtdiode und die Tür bewegte sich nicht. Ein Bauarbeiter am Haus machte uns klar, dass da geschlossen wäre. Ja, das sehen wir! Aber wie haben die Jugendlichen das Ding aufgekriegt? Ich glaube, da war jemand, der ihnen geöffnet hat.... Wir durften dann wieder rund um das Hotel herum laufen. Auf dessen Parkplatz war auch eine beeindruckende Menge an „großen“ Fahrzeugen; groß im Sinne von teuer.
Wir fanden den Weg zurück über die Treppe. Dort stand jemand
von Bord mit Frau und Kind im Buggy (wir hatten zwei kleine Kinder an Bord, die
irgendwie zu jemand von der Besatzung gehörten), die nahmen denselben Weg wie
wir hinter dem Hotel.
Im Schiff ist es sehr stickig und laut und wir fühlen uns
total überflüssig. Viele fremde Gesichter sieht man. Das Personal aus dem
Untergrund? Oder Besuch vom anderen Schiff?
Nebenan liegt die Anton Tschechov, da kann man bis hinten
ans Ende, bei uns ist auf Deck 4 und 5 hinten nicht möglich bzw. gesperrt. Sie
haben drüben einen überdachten Pool auf Deck 4, und ganz hinten kann man
draußen sitzen. Sehr gepflegt, damit würde ich auch gerne fahren.
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