7.9.12, Freitag, Mandrogi

 Nachts hat es schön geschaukelt. Wir haben den Ladogasee am südlichen Ende durchquert. Er ist der größte See Europas! Wenn es aufhört, weiß man, es ist wieder Fluss, nicht See.
Wir hatten das Fenster einen Spalt offen. Es war sehr schön ruhig... aber morgens dann frisch.
Um 7:30 ist draußen ein Arbeiter unterwegs und schiebt das Wasser weg. Kurz danach schüttet es wieder – Pech gehabt.
Vorauskamera: Wir fahren vom Bett aus wieder vorwärts. Klasse, man sieht Brücken kommen.
Frühstück ist heute zwischen 8 und 9:30, danach gibt’s Infos über die Ausflüge und später über russische Souvenirs.
Wir sind gut eingepackt raus, schon kurz vor der ersten Schleuse, der Untere Swir-Schleuse.
Es regnet, wir stehen auf Deck 3 trocken. Nach ein paar Minuten durften wir rein in die Schleuse. Wir werden 12 m gehoben, halbe Stunde, von 11-11:30 dauert es. Es geht übrigens fast immer aufwärts, nur 2x werden wir auf der Reise mal abgesenkt.
Aufwärmen, um 12:30 Uhr sollen wir ankommen, dann kann man auch gleich raus. Draußen ist nur Wald.
Mandrogi war als Fischerdorf ausgestorben, wurde Anfang der 90er von einem reichen Russen gekauft und als Museumsdorf wieder aufgebaut. In den Häusern sitzen Leute, meist Frauen, die dort Dinge herstellen bzw. bemalen. Es ist bewohnt, hat sogar einen Kindergarten/Schule und ein Hotel. Was Axel am meisten beschäftigt hat, ist, dass Putin von 2001-03 hier Sommerurlaub gemacht hat.

In Mandrogi lag das Schiff von 12:30 – 15:45. Gleich schon mal ein kleiner Erkundungsgang nach rechts, zuerst noch mit Schirm, aber bald ohne; um 13 Uhr gab es nach Gruppen sortiert das bestellte Schaschlik-Essen in halboffenen Gebäuden, so groß wie Kirmeszelte.
Wir hatten am Abend vorher wählen dürfen zwischen Schwein, Huhn oder vegetarisch. Dazu gab es Reis, Kartoffel- und Krautsalat, Gurken, Tomaten, hinterher gabs Kaffee und Piroggen, also ein Stück Kuchen mit Beeren drauf. War völlig ok, Schaschlik schmeckte prima nach Holzkohle (positiv gemeint, war nicht verbrannt).


Nach dem Essen sind wir nach links bis zum Pferdestall, anders zurück und kamen an die kleine menschenbetriebene Fähre.
Witziges, aber wirksames Teil: Ein junger Mann läuft an einem Drehkreuz immer rundherum und bewegt dadurch die Fähre am Seil vorwärts. Etwas blöder Job...
Im Sommer machen das wohl mitfahrende Kinder gerne. Für 150 Rubel haben wir uns mal rüber befördern lassen und sind durch den Park oder besser gesagt: Wald mit den Märchenfiguren gelaufen. Sie stammen aus dem Märchen Ruslan und Ludmilla, jedes russische Kind kennt das, wir aber nicht. Einen Kleintierzoo hatten sie dort auch, in nicht artgerechter Haltung, Marder oder Wiesel mit einem Tick, ist ständig rundgelaufen, unglückliche Füchse, Vögel, Ziegen,.... 
Wir waren ziemlich alleine dort drüben. Zurück war es zeitlich eng: schnell noch in zwei bis drei Shops, wo wir vorher mal kurz reingeguckt hatten. Weihnachten rückt unaufhörlich näher und ich habe 2 Teile gefunden. Die Zeit hier fand ich zu knapp, ich hätte noch gebraucht zum Shoppen. Wenn man allerdings sich NUR darauf konzentriert, dann reicht es wohl. Man kann übrigens hier, in der Wildnis, allein und verlassen im tiefen russischen Wald, in jedem Haus mit Kreditkarte bezahlen.

Die Abfahrt war ziemlich pünktlich, wir waren natürlich draußen; Sonne, schön, RUHIG, Schiff gleitet nur. Mal kurz rein für einen Kaffee und Kekse, dann wieder raus und vorne auf Deck 4 einen Platz gesucht. Viele waren da nicht, vielleicht 10 Stühle/Leute. Sehr gemütlich. Bis nach der Doppelstadt (rechts und links vom Fluss) waren wir dort. Immer wieder kamen ein paar Häuschen, alte oder neue aus Holz, am Fluss entlang ist doch bewohnt, mal kam ein Verladewerk, wenig Industrie, viele Angler, gutes Netz von Handy- und Telefonmasten.
Das nicht genutzte Nachmittagsangebot: Russischkurs, Chor, Rundlaufen, Russ. Tanz.
Axel hat auf seinem Iphone das Programm, uns zu verfolgen, Scobbler, für die Freaks. Funktioniert in Russland besser als hier, und nur draußen im Freien. Während ich die Bäume geguckt habe, hat er geguckt, wo wir grade sind.
Irgendwann wurde es zu frisch, dann blieben wir noch eine zeitlang in der Panoramabar.
Habe in Mandrogi vergessen, eine Karte fürs „normale“ Fotoalbum zu kaufen. Mist. Aber immerhin habe ich schon ein wichtiges Geschenk.
Um 18 Uhr passierten wir wieder eine Schleuse, um 19 Uhr ist Abendessen. Abendprogramm ist heute eine Lesung vom „Schneesturm“ von Alexander Puschkin. Da der hier so wichtig ist, interessiert mich das, Axel meint, er würde dann schlafen, wenn’s zu langweilig ist. Drei Reiseleiterinnen haben abwechselnd gelesen, die Geschichte war echt spannend und hatte ganz unerwartet ein gutes Ende, wie ein Aha-Erlebnis. Axel war nicht eingeschlafen, aber zugehört...?
Danach sind wir in die Tanzbar, es kam noch ein weiteres Paar dazu, sonst niemand, und wir haben mal 2 Stück getanzt, bis Dimitri, der Musiker gleich Pause machte. Als wir um ca. halb 11 zur Kabine zurück gingen, war die Panorama-Bar vorne schon zu. Alle sind schon brav daheim.
Morgen müssen wir früh aufstehen, wir erreichen Kischi im oberen Teil des Onegasees schon früh. Der Onegasee ist übrigens der zweitgrößte Binnensee Europas!
Fenster bleibt heute Nacht zu. Es zieht auch da durch, hinter dem Vorhang ist es morgens etwas kühler. Nicht winterfest, deshalb fährt sie als nächste Fahrt runter nach Rostov, ins Winterquartier.

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